III. Kapitel - Jack und das Doppelleben

#1 von Cysgodol , 30.07.2014 00:12

Fenja war nun schon seit mehreren Wochen hier. Fast jeden Abend hatte sie mit Jack trainiert und war immer besser geworden. Auch Jack war immer lockerer geworden. Fenja hatte sich gut eingelebt und zählte sozusagen schon als Clanmitglied. Auch heute Abend war Training. Sie fummelte noch etwas an der Lederrüstung herum, dann holte sie ihre Waffen. Sie hatte ein Schwert und zwei Dolche vom Clan bekommen und ein Messer von Jack. Das Messer färbte sich blutrot falls man in Gefahr war. Fenja versteckte es gut und nahm es nur zum Training mit. Bewaffnet machte sie sich dann auf den Weg zum Trainingsplatz. Jack hatte sie im Sommer gebissen - inzwischen war es Anfang Herbst. Der Wind wurde kühler und der Himmel bewölkter. Die Blätter in den Bäumen wurden noch nicht farbig, aber braun. Hoffentlich regnete es nicht... Sorgenvoll blickte sie zum Himmel. Es türmten sich dunkle Wolken am Himmel. Und der Wind blies sie näher. Gerade als sie ankam fing es an, zu regnen. Erst tröpfeltees nur und Jack startete wie gewohnt das Training. Aber als es immer heftiger wurde und Fenja immer öfter im schlammigen Sand ausrutschte zog Jack sie hoch, legte einen Arm um sie und lief in den Wald. Er schien etwas zu suchen. Wenig später stieg eine kleine, nicht sehr tiefe Höhle. Fenja kletterte hinterher. Sie waren beide bis auf die Haut durchweicht und aus den Haaren tropfte es. Fenja fing an zu zittern. Ohne ein Wort legte Jack wieder einen Arm um sie und zog sie näher, damit er sie wärmen konnte. Fenja schloss die Augen und lauschte dem Regen. Kein Gewitter. Gut. Sie lehnte ihren Kopf an Jacks Schulter an und er legte seinen auf ihren. Sie saßen eine Weile so da - schweigend, wartend. Fenja schlief irgendwann ein. Als Jack sie weckte hatte es aufgehört zu regnen. Es dämmerte bereits, die Sonne war schon weg. Jack kroch nach draußen. Der übrige Regen rieselte von den Blättern. Eine Frische lag in der Luft. Fenja kam langsam hinterher, rutschte auf dem glitschigen Boden aus und wurde gerade noch von Jack aufgefangen. Als sie sich bedanken und weitergehen wollte ließ er sie nicht mehr los sondern sah ihr nur in die Augen. "Weißt du, was ich gerade denke?", fragte er leise und musterte meine nassen Haare. "Das ich total bescheuert aussehe?", antwortete sie ironisch und runzelte die Stirn. Er schüttelte den Kopf: "Nein, das Gegenteil." Sie sah ihn mit großen Augen an. Irgendwie sie ich plötzlich weit, weit entfernt, gefangen in einem wohligen, warmen Kribbeln. Fenja wurde erst zurück in ihren Körper geholt, als Jack den Kopf senkte und sie mit halb geschlossenen Augen küsste. Es dauerte nicht lang doch trotzdem war es ein angenehmes Gefühl. Als er sich von ihr löste und sie mit leicht geröteten Wangen ansah starrte sie atemlos zurück. "Du darfst das doch nicht!", rief sie besorgt. "Das Risiko gehe ich ein", meinte er sanft aber bestimmt. Danach begleitete er Fenja zurück zu ihrer Hütte wie nach dem ersten Training. Dieses Mal träumte sie nicht, sondern schlief einfach gut.

Die ausgetauschten Küsse wurden absofort bei jedem Training mehr. Und auch wenn sie es gerne so gehabt hätten konnten sie es nicht anders als heimlich tun. Würde Hazeida es erfahren konnte sie entscheiden, was für sie richtig erschien. Dieses Mal trafen sich die beiden, als das Sonnenlicht bereits rot war. Es war ein trockener Herbsttag und die Blätter waren inzwischen golden gefärbt. Sie trainierten normal. Fenja hatte sich deutlich verbessert und war Jack nun so gut wie ebenbürtig. Als es anfing zu dämmern zog Jack sie mal wieder in den Wald. Er legte seine Arme um ihre Taille und sie um seinen Nacken während sich ihre Lippen trafen. Immer wieder durchzuckte beide ein warmes Kribbeln. "Bitte... lass uns zu mir nach Hause gehen... ja?", fragte Fenja zwischen mehreren Küssen. Jack sah sie nur liebevoll an. "Die anderen dürfen es nicht merken" "Das werden die schon nicht", erwiderte ich bestimmt und zog ihn an der Hand zurück ins Dorf.
Jack setzte sich einfach auf ihr Bett. Es war weich und gemütlich. Fenja verschloss alle Fenster und die Tür als würde sie schlafen. Dann setzte sie sich auf Jacks Schoß und küsste ihn bis er sich auf den Rücken fallen ließ und sie mitzog. Sie küssten sich noch lange und Jack zog sein T-Shirt aus. Fenja zog ihr Shirt auch aus und strich über Jack's durchtrainierten Vampiroberkörper. Sie spürte seine spitzen Eckzähne die wie durch ein Wunder meine Zunge und meine Lippen nicht aufschnitten. Er strich sanft an meiner Taille entlang und dann am Rücken höher um den Verschluss zu öffnen.

Am nächsten Morgen wachte Jack als erstes auf. Er zog sich flink an und verschwand noch vor Dämmerung, damit niemand Verdacht schöpfte. Fenja musste das verstehen. Bei Sonnenaufgang erwachte dann auch sie, blieb aber gedankenverloren liegen. Jack war wohl schon weg um sie zu tarnen. Langsam zog sie sich an und setzte sich wieder auf's Bett als es plötzlich klopfte - und zwar laut und ungeduldig. Als Fenja öffnete wurde sie sofort von kräftigen Armen gepackt und zu Hazeidas Hütte gebracht. Häh? Im großen Innenraum saß Hazeida. Etwas weiter links stand Jack, mit großen Augen. Er hatte Angst. Angst um Fenja. Verunsichert trat sie auf Hazeida zu, mit einem kurzen Blick zu Jack. Er hatte die Hande hinter dem Rücken gefesselt bekommen. Hazeida sah wütend aus, sehr wütend. "Gibst du zu, mit Jack eine Beziehung zu haben? ", fragte sie mit donnernder Stimme. Fenja sah sie stumm an. "Schweigen bedeutet ein Geständnis!", fuhr sie fort. "Ich entscheide, dass du die Todesstrafe bekommst." Jack riss erschüttert die Augen auf. Er sprang neben Fenja. "Stopp!", rief er laut. Hazeida verzog sauer das Gesicht. "Fenja, schneid ihm die Fesseln auf und dann soll dieser Betrüger reden" Fenja schnitt mit Jacks Messer seine Fesseln auf und gab ihm das Messer. Es war blank. Sie atmete erleichtert aus. Dann begann er zu reden. "Ich war an ein Versprechen gebunden und habe es gebrochen. Verurteile mich" Ein Blick auf das Messer genügte. Es war blutrot als Jack es an Fenja zurückreichte. Schlagartig war es wieder blank. "In der Tat", murmelte Hazeida nachdenklich. "Nun denn..." "Aber wäre ich nicht gewesen hätte er es gar nicht brechen müssen". Sie fing einen fassungslosen Blick von Jack und einen überzeugten, wütenden Blick von Hazeida ein. "Nein!", hauchte Jack aber nun stand es fest. Das Messer in Fenjas Händen war blutrot wie eine frische Wunde. Sie sah Jack nur traurig an und verschwand aus der Hütte. Draußen fingen sie die Vampire von vorhin ab und brachten sie zum Trainingsplatz. Fenja wurde hinter dem Rücken gefesselt und nach und nach versammelten sich alle. Jack stand bei Hazeida, da sie ihm wahrscheinlich eine Art Hausarrest aufgebrummt hatte. Fenja hatte ein mulmiges Gefühl. Was in aller Welt hatte sie zu dieser Tat veranlasst!? Die Antwort kannte sie ganz genau: Liebe und Sorge. "Ein Stich ins Herz tötet jeden Vampir. Nun wird das Urteil vollstreckt", ertönte Hazeidas Stimme. Jack sah sie nochmal lang an, dann verschwand er. Er hielt es nicht aus. Er setzte sich nicht weit weg auf einen Baunstumpf, mit dem Rücken zum Geschehen. Hazeida trat mit einem scharfen Säbel auf mich zu. Flimmerndes Schweigen lag in der Luft. Hazeida sah mich nochmal finster an. Dann stieß sie zu. Ich spürte nichts, ich sah nur die Klinge auf mein Herz zusausen. Und dann war da grelles, weißes Licht. War ich nun tot? Nein, da war der Säbel, seine Spitze berührte gerade mal meine Kleidung. Er blieb wo er war, dann erzitterte er heftig und zersprang. Hazeida entfuhr ein Schrei und auch den anderen blieb die Luft weg. Was war passiert. Jack hatte sich umgedreht, da es sich nicht angehört hatte wie eine normale Todesstrafe. Er glaubte seinen Augen kaum. Hazeida, blank vor Entsetzen, mit dem zersprungenen Säbel in der Hand. Und in der Mitte des Platzes stand Fenja, umhüllt von weißem, klarem Licht. Weißes Licht und Vampire passten nicht zusammen. Sie waren Kinder der Nacht und nicht des Lichts... Des Lichts? War Fenja etwa eine Fee? Unmöglich, wie hätte er sie sonst beißen können? Er verstand die Welt nicht mehr. Und alle Anwesenden auch nicht. Das Licht verschwand und Fenja lief zügig vom Platz. Hin zu Jack. Als sie ihn erleichtert anlächelte starrte er nur mit leeren Augen zurück. "Jack? Jack was ist los?" Er schüttelte den Kopf und sah sie distanziert an. "Das kann nicht sein! Du kannst nicht ein Kind der Nacht und des Lichts sein! Was bist du?" Er starrte sie entgeistert an. Erschrocken wich Fenja zurück. Die letzten Blätter hingen an den Bäumen und es begann, leicht zu schneien. Es waren noch nasse, schmutzige Flocken. Aber es war Schnee. Fenja sah in der Person vor sich nicht mehr Jack. Was hatte sie getan? Sie trat weitwr zurück. Dann lief sie. Einfach in den Wald, soweit ihre Füße sie trugen.


 
Cysgodol
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zuletzt bearbeitet 02.08.2014 | Top

   

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