Ich genoss ihre Berührungen und lächelte ebenfalls leicht. Als sie den Kuss löste erwiderte ich ihren Blick mit einem sanften, ruhigen Ausdruck in den Augen. Auf ihre Worte hin schloss ich die Augen, verzog etwas schmerzlich das Gesicht und atmete einmal tief ein. "Ich weiß... Und... Es tut mir auch schrecklich Leid. Ich hätte wirklich besser aufpassen müssen", murmelte ich leise, öffnete meine Augen wieder und sah ihr mit einem unsicheren Flackern im Blick in die Augen. Ich konnte mir vorstellen, dass es schlimmer für sie gewesen wäre als für mich, wenn ich gestorben wäre. Immerhin hätte sie ohne mich weiterleben müssen. Ich gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Ich wollte nicht über das 'wenn' nachdenken. Ich war einfach nur froh dass ich bei ihr sein konnte. Und sie bei mir. Nach und nach kamen die genauen Erinnerungen daran, was gestern passiert war, zurück. Ich hatte den einen Viral angeschossen. Oder auch erschossen, ich hatte es ja nicht mehr rausfinden können. Und den anderen hatte ich gekannt. Dieser Hunter, der letztes Mal einen anderen Viral geschützt hatte den ich - auch angeschossen hatte. Ich kniff die Lippen bei dem Gedanken zusammen. Wie viele Virals hatte ich schon getötet? Irgendwann hatte es ja mal passieren müssen, dass ich auch getroffen wurde. Und diesmak hatte Hunter einen anderen beschützt. Er war wohl ein älterer Viral... Ich verschob die Gedanken erstmal und strich Ava mit der einen Hand über die Haare. Entschuldigend sah ich sie an. "Verzeihst du mir, Süße?"

Ich atmete tief durch undversuchte das Pochen in meinem Schaedel zu ignorieren. Ich musste gerade wahrscheinlich auch total fertig aussehen und riechen tat ich wohl auch nicht ganz frisch, immerhin hatte ich gestern lange gearbeitet. "Oh Alex. Wenn du gestorben waerst..", zischte ich. "Waer ich dir in den Himmel gefolgt und ich verspreche dir, deinen Frieden haettest du damit nicht gefunden, wohl eher ein blaues Wunder!" Ich versuchte die Traenen zu unterdruecken. "Wer war es? Hast du ihn getoetet? Wenn nicht, dann wuerd ich ihm am liebsten den Hals umdrehen!" Mein Blick wurde wieder warm und liebevoll. "Natuerlich verzeih ich dir.", fluesterte ich. Nicht weinen. Nicht weinen, ermahnte ich mich immer wieder. "Das naechste Mal gehst du nicht allein.", sagte ich finster und kuesste ihm auf die Stirn, ehe ich mich aufsetzte. "Ich sollte uns schleunigst was ordentliches zu essen und zu trinken kaufen."

Ich sah Ava besorgt in die Augen. "Wenn ich gestorben wäre hättest du mich rächen müssen..." Ich sah abwesend aus dem Fenster während ich mich an gestern erinnerte. Er hatte mich mit meiner eigenen Pistole angeschossen. Ich wusste noch, wie ich mich aufrappelte. Und dann war da nicht mehr viel. Den Weg durch die Stadt hatte ich wohl mehr körperlich als geistig zurückgelegt. Und dann war da Ava... Wie sie mir half und mich versorgte. Und wie sie um mich weinte. Ich hätte nicht zulassen dürfen dass sie weinen musste. Aber ich hatte gestern nicht viel tun können. Ich wollte ihre Tränen wieder gut machen - das war nicht einfach aber irgendwie musste man es ja schaffen. Ich erwiderte ihren nun wieder liebevollen Blick mit einem warmen Ausdruck in den Augen. Dann schloss ich die Augen und atmete kurz tief durch. Ich wusste nicht ob es gut war, wenn sie das nächste Mal mitkam. Sicher, ich wollte auch Rache... Aber nicht um jeden Preis. Wenn Ava dabei etwas zustoßen würde wäre das einfach zu viel. "Okay, aber bleib nicht zu lang weg", meinte ich sanft lächelnd und richtete mich kurz auf - was erstaunlicherweise ohne Schmerzen klappte - um ihr einen Kuss auf die Lippen zu geben. Dann ließ ich mich wieder ins Kissen sinken.

Wenn er ge- ok. Ich wollte nicht mehr darueber nachdenken. Denn Alex ist nicht gestorben. Wie durch ein Wunder. Ich haette nie gedacht, dass alles was ich frueher gelernt hatte, um meinen Bruder zu beschuetzen, mir heute noch nuetzlich sein wuerde. Waere Alex wirklich gestorben, waere ich wohl zu Xavier gegangen und haette ihn entscheiden lassen, was er jetzt mit mir macht. Alex zu raechen- keine Ahnung ob ich das alleine wirklich geschafft haette. Als er mir einen Kuss auf die Lippen gab und sich wieder hinlegte, laechelte ich ihn liebevoll an, ehe ich aufstand und mich streckte. Dann ging ich rueber zum Schlafzimmer, wo ich das ganze Geld von gestern zusammen kratzte und es war wirklich viel. Ich steckte es in meine Hosentasche, kam wieder zu Alex, gab ihm erneut einen Kuss, zog meine Boots und setzte dann seinen Hut auf. Am liebsten haette ich noch geduscht und so weiter, allerdings konnte ich das auch spaeter machen. "Bleib vorsichtig.", sagte ich und schnitt eine Grimasse, bevor ich aus dem Haus trat. Die frische Luft tat ausgesprochen gut und ich atmete tief durch, ehe ich von der Veranda traf. Dabei entdeckte ich die großzuegige Blutspur auf dem Boden und verzog das Gesicht. Sofort sah ich mich um. Niemand war zu sehen. Schnell wirbelte ich die getrocknete Blutspur mit Sand und kleinen Steinen auf. Ich hatte keine Lust, dass die Nachbarschaft glaubte, ich haette eine Leiche mit ins Haus geschleppt. Oder schlimmer, ich waere ein Viral. Sowas sprach sich verdammt schnell rum. Die Haelfte war weg und ich setzte meinen Weg zum Stand auf, wo ich großzuegig einkaufte. Eine ganze Tuete, die ich mit Beiden Haenden tragen musste. Muehselig kam ich bei meinem Haus an, stolperte ins Wohnzimmer und legte die Tuete schnell auf den Tisch vor dem Karmin ab. Puh!

Ich lächelte sanft als Ava mir noch einen Kuss gab. "Ich bleib vorsichtig wenn du auf meinen Hut aufpasst" Dann sah ihr dann mit einem ruhigen, eher freundlichen statt neutralen Blick nach und kniff die Lippen unbeabsichtigt zusammen, sobald sie ein paar Minuten weg war. Ich hörte ein Scharren von draußen. Meine Blutspur fiel mir wieder ein. Ich verbarg das Gesicht seufzend in den Händen. Ich machte ihr so viel Ärger. Und trotzdem blieb sie und sorgte weitwr für mich. Das gab mir einen weiteren, großen Punkt, den ich an ihr liebte. Ich nahm meine Hände etwas später vom Gesicht und richtete mich vorsichtig auf. Mein Blick glitt auf die Naht. Wo hatte sie das so gut gelernt? Naja, dass konnte ich sie früh genug fragen. Im Moment war ich einfach nur erleichtert dass alles mehr oder weniger beim Alten geblieben war. Immer noch lebten wir beide. Und weder meine Einstellung zu ihr noch ihre Einstellung zu mir hatte sich geändert. Ich musste es nutzen, gerade so gut wie schmerzfrei zu sein, stand auf und sah mich kurz um. Das Blut von gestern klebte immer noch an meinem Oberteil, das in der Nähe lag. Mein Mantel hatte nichts abbekommen. Ich fuhr mir bei dem Gedanken an gestern gedankenverloren durch die Haare. Wie hatte ich es plötzlich so schnell hinbekommen, angeschossen zu werden? Vielleicht lag es daran, dass ich nun etwas hatte, was ich nicht verlieren wollte. Früher hatte es sowas nicht gegeben. Aber ich wollte das auf keinen Fall zurück. Ava war nun bei mir und das war gut so. Ich verschwand ein paar Minuten unter die Dusche, wobei ich skeptisch auf die Wunde blickte. Von sauberem Wasser würde sie sich weder entzünden, noch aufgehen. Aber ich sollte ja vorsichtig bleiben. Ich lächelte bei dem Gedanken etwas, trat dann aus der Dusche und trocknete mich schnell ab, wobei ich nur kurz mit einem der letzten Handtücher meine Haare trocken rubbelte und zog dann wieder alles an bis auf das Oberteil. Das lag noch draußen und voller Blut. Ich konnte so die nassen Haarspitzen an meinen Schultern spüren. Gerade als ich aus dem Bad kam trat Ava durch die Tür - mit einer großen Tüte. Ich musste lächeln. Sie tat wirklich viel für mich. Sobald sie die Tüte abgestellt hatte lief ich zu ihr und schloss sie vorsichtig in die Arme. Dann trat ich einen halben Schritt zurück - hielt sie aber an den Armen noch mit zartem Griff fest, sah ihr sanft aber ohne Lächeln in die Augen und küsste sie kurz auf die Lippen. "Sorry, dass ich dir so viel Ärger mache", murmelte ich und sah betreten zu Boden.

Ich musterte ihn skeptisch. "Du wärst nicht mehr Alex, wenn du mir keine Sorgen bereiten würdest.", rollte ich meine Augen und grinste dann frech. "Ich überlegs mir noch Mal mit dem Hintern versohlen.", sagte ich und gab ihm einen weiteren Kuss. "Leg dich wieder hin." Eindringlich sah ich ihn an. Ja, es wäre wirklich nicht mehr Alex, wenn er mir keine Sorgen bereiten würde. Wie jetzt gerade auch. Ich hatte gesagt er soll vorsichtig sein. Was macht er? Steht auf und geht duschen! Auf gewisse Art und Weise erinnerte er mich an meinen kleinen Bruder. Der hatte auch nie gemacht, was ich von ihm verlangt hatte. Oman. Wahrscheinlich ziehen mich solche Menschen besonders an. Ich drehte mich zur Tüte um und packte sie aus. "Ich kann dein Oberteil nachher waschen. Aber erst Mal müssen wir echt was essen. Ich sterbe vor Hunger. Achja." Fast ruckartig drehte ich mich zu ihm um. "Heute Abend machen wir uns schick.", sagte ich mit einem breitem Lächeln. Was ich vorhatte, wollte ich Alex noch nicht sagen. Es sollte eine Überraschung sein. Ich hatte noch genügend Geld dafür. Und vielleicht würde es Alex sogar freuen. Immerhin waren wir noch nie wirklich zusammen auf einem Date gewesen. Das sollte sich heute Abend ändern...

Ich musterte sie kurz ruhig und lächelte etwas. Das war meine Ava. "Ist ja gut, Ma'am", erwiderte ich gespielt höflich, strich ihr kurz frech über die Wange und machte mich dann auf den Weg zurück zum Sofa. Sie hatte recht. Dass ich keine Schmerzen spürte hieß nicht, dass es schon wieder ungefährlich war, aufzustehen und die ganze Zeit rumzulaufen. Ich setzte mich, lehnte mich vorsichtig zurück und schloss kurz müde die Augen. Meine Temperatur schien etwas heruntergegangen zu sein. Ava hatte damals auch nicht lang Fieber gehabt - vielleicht kam es bei mir auch erst am nächsten Tag wieder... oder gar nicht. Hoffte ich zumindest. Ich öffnete die Augen wieder und beobachtete sie beim Auspacken. Dann zog ich erstaunt eine Augenbraue hoch. Schick machen? Ehm... Was hatte ich denn so für Kleidung außer dem, was ich sonst immer trug... Ah, nichts. Ich sah unschlüssig aus dem Fenster. Ich konnte doch nicht in meiner Kampf- und Alltagsmonitur herumlaufen. Ich verkniff es mir, nochmal auf meine Wunde zu sehen und tastete meinen Hals ab. Der hatte gestern auch was abbekommen. Aber es schienen weder Abdrücke noch sonst irgendsowas dort zu sein. Ich legte mir die Decke um die Schultern. Langsam kam ich mir doof vor, wie ich die ganze Zeit Oben-ohne rumlaufen musste. Gestern und heut morgen hatte es mir vielleicht nichts gemacht. Aber meine Gedanken wurden immer klarer und es stand kompromisslos fest, dass ich mein Oberteil vermisste. So lief man doch nicht rum... Zumindest war das nicht meine Art. Ich sah wieder zu Ava. Ich hatte auch Hunger, was ich aber erst jetzt richtig bemerkte.

Ich musste lächeln, als er mich als Ma'am ansprach und blickte schüchtern auf den Boden, bis er sich dann endlich aufs Sofa befordert hatte. Er antwortete mir nicht auf die Sache mit dem Schick machen, was mich etwas verunsicherte. Vielleicht doch lieber lassen? Nein! Dates sind was tolles. Vorallem für Mädchen, mich eingeschlossen. Ich holte fünf Flaschen Wasser aus der Tüte und die Kopfschmerztabletten, die ich auch direkt einnahm. Dann packte ich noch Eier, Käse, Brötchen, Nudeln, Würstchen und ein paar Nascherein aus, die ich dann in der Küche verstaute. Ich machte denn Herd an, holte eine lang nicht benutzte Pfanne raus und machte uns Spiegelei. "Würdest du mich jetzt vielleicht mal wegen gestern Abend aufklären?", rief ich und stellte mich in den Türrahmen, damit ich Alex ansehen konnte.

Ich wusste nicht genau, was ich dann heute Abend anziehen sollte... Aber ich konnte ja noch Ava fragen. Als sie mich nach gestern Abend fragte strich ich mir ein paar feuchte Haare aus dem Gesicht und runzelte grübelnd die Stirn. Ich wusste nicht, wie das alles hatte passieren können. Aber wenn sie es wissen wollte musste ich es erzählen. Sie brachte mich so oder so dazu. Ich sah sie mit schief gelegtem Kopf an. "Hm... Ich war am anderen Ende der Stadt. Und habe dort zwei Virals getroffen. Einen davon kannte ich schon" Ich machte kurz eine Pause und sah sie nachdenklich an. "Ich habe auf den anderen geschossen. Er wurde davon schwer verletzt, keine Ahnung ob er überlebt hat. Jedenfalls bin ich, als ich getroffen habe, zu ihm hingelaufen und plötzlich hatte mich der andere an der Kehle und hat mich einfach hingeschmissen..." Ich dachte an Hunter. Er schien für andere Virals Gefühle zu haben und kein gefühlskaltes Wesen zu sein. "Er hat irgendwie meine Waffe in die Hände bekommen und auf mich gezielt. Dann löste sich ein Schuss und... nun ja" Ich musterte die Wunde. "Ich habe nur wegen zwei sehr verrückten Dingen überlebt. Zum einen hat mich der Viral nicht ausgesaugt sondern hat sich um den anderen gekümmert... Und ich habe es trotz dem Blutverlust bis zu dir geschafft. Dazu musste ich ja wieder durch die ganze Stadt... Und einige Virals haben sicher meinen Blutgeruch in die Nase bekommen" Ich verstummte und sah abwesend auf den Boden. Das ganze schien unmöglich. Und trotzdem hatte ich es erlebt. Ich sah Ava wieder an und musste wieder an das 'schick machen' denken. "Du hast nicht zufälligerweise eine Idee, wie ich mich dann schick machen könnte?", fragte ich und lächelte schwach.

Unglaubwürdig und mit verschränkten Armen hörte ich ihm zu. Er war den ganzen Weg, ich meine den gaanzen Weg! hier her gekommen und das mit dieser! Wunde in seiner Brust. Keine Ahnung wie ich am besten darauf reagieren sollte. Ich schmolz dahin und versuchte Tränen zu unterdrücken, als mir der Spiegelei einfiel. Fluchend ging ich zurück zum Herd und konnte den Spiegelei auch schon auf den Teller verfrachten. Ich schmunzelte leicht, als er mich auch schon fragte, wie er sich denn schick machen könnte. Gute Frage. Hatte er überhaupt andere Kleidung? Wahrscheinlich nicht. Ich setzte den Teller auf dem Tisch ab und zog die Wasserflaschen her, ehe ich mir noch eine Gabel und ein Messer holte. "Hm.", runzelte ich die Stirn. "Vielleicht hab ich ja noch was Altes von Xavier.", murmelte ich nachdenklich. "Ansonsten." Ich sah Alex an und musterte seine Haare. "Ach keine Ahnung. Geh so wie du willst, aber denn Hut sollten wir auslassen." Ich zog eine Grimasse, ehe ich den ersten Happen nahm. Es tat verdammt gut nach so langer Zeit endlich etwas zu essen. Ich nahm wieder ein Stück und hielt Alex die Gabel hin. "Hast du wirklich nichts Anderes zum anziehen?", fragte ich ihn verwundert.

Der Geruch von Spiegelei stieg in meine Nase. Das verstärkte meinen Hunger nur noch zusätzlich. Ich betrachtete das Essen. Dann sah ich wieder Ava an und nahm die Gabel entgegen, mit der ich ein Stück aufspießte und in meinen Mund verfrachtete. Ich hatte schon seit längerem nichts Warmes mehr gegessen, weswegen es sonderbar gut schmeckte. Ich schmunzelte etwas. "Wieso darf ich meinen Hut nicht anziehen?", fragte ich gespielt beleidigt und aß noch ein Stück. Nachdenklich sah ich auf den Teller. Xaviers alte Sachen? Wenn ich die anzog würde ich mir wahrscheinlich ziemlich komisch vorkommen. Wie es Xavier wohl gerade ging? Er hatte mich damals gehen lassen und dafür dankte ich ihm immer noch, aber wer weiß was er inzwischen für Rachegedanken hegte. Ich kannte ihn dafür einfach zu wenig. Seufzend sah ich sie an und lächelte schief. "Ich hab durchaus was anderes zum Anziehen. Nicht wirklich viel und auch nicht ausgefallen...Alles in meinem Haus das ich so gut wie gar nicht verwende. Nur früher zum duschen, Kleidung waschen und so weiter..." Ich legte den Kopf schief während ich Ava ansah. Irgendwie kam es mir inzwischen fast schon natürlich vor, mit Ava unter einem Dach zu leben.

Ich zog seinen Hut vom Kopf und legte ihn auf Alex Schoss, wobei ich wieder eine Grimasse zog. Wie komisch würde es aussehen, wenn er mit einem Hut ein Restaurant betrat? Ich lachte kurz auf und lehnte mich zurück. Verrückter Idiot. Als er sein Haus erwähnte, verstummte ich und sah ihn neugierig an. Er hatte also ein Haus! Naja, war ja schon irgendwie klar. Er musste ja eine Unterkunft haben. Wäre komisch wenn nicht. "Hm, weißt du was mir einfällt? Warum verkaufen wir nicht einfach eine Unterkunft. Dann haben wir ganz viel Geld.", sagte ich nachdenklich und rutschte zu ihm. "Oder macht es dir was aus, wenn du mit mir zusammen wohnst?", flüsterte ich und nahm sanft seine freie Hand. "Und wenn du ja noch andere Kleidung hast, dann such ich mir was tolles für dich aus.", sagte ich und lehnte mich an ihn. "Fütter mich.", quengelte ich auffordernd.

Ich legte die Gabel kurz weg, nahm den Hut in die Hand und betrachtete ihn. Was der wohl schon alles durchgemacht hatte? Seufzend legte ich ihn weg und spürte Avas Hand. Ich lächelte ruhig. "Ich hab mich schon gut dran gewöhnt", erwiderte ich auf ihre Frage hin, ob es für mich schlimm sei, hier zu leben. Dann hätten wir wirklich erstmal viel Geld. Das Haus war nicht groß im Gegenteil zu Avas, aber ordentlich. Ich konnte meine restlichen Sache da rausholen und dann könnten wir es verkaufen. Irgendwie nett, wie eir zusammensaßen und unsere Zukunft besprachen. "Ich würde sowieso nichts spektakuläres raussuchen... Also kannst du dir was aussuchen" Als ich sie füttern sollte küsste ich sie kurz grinsend auf die Wange. Sie war wirklich ein kreatives Kind. Kreativ und ein bisschen verrückt. Das war meine Ava. Ich nahm die Gabel und gab ihr ein paar Happen, während ich meinen Kopf an sie lehnte und dann selbst noch ein Stück aß. Würden wir dann nach dem Essen zu meinem Haus gehen oder hatte sie noch etwas vor?

"Heißt das jetzt wir verkaufen dein Haus? Du musst natuerlich nicht wenn du nicht willst.", fluesterte ich. Oh Himmel. Das waere dann wirklich schon eine große Sache wenn er hier her zog. Immerhin hatte ich dann keinen Ort mehr wo ich hinfluechten konnte. Brauchte ich denn einen Fluchtsort? Nein. Ich hatte ihm versprochen ihn nicht mehr alleine zu lassen und andersrum war es genauso. "Gut. Dann steht unser heutiges Date.", grinste ich, nachdem er mich gefuettert hatte. Ich freute mich irgendwie total drauf. Es war lange her, dass ich mich geschminkt und schick gemacht hatte. Und dann auch noch fuer einen Kerl! Gluecklich kuesste ich ihn sanft.

Ich nickte. "Ich bin sowieso öfter hier als in meinem eigenen Haus..." Immerhin hatte ich noch ein Versprechen zu halten. Das ging besser wenn ich hier einzog. Aber ein komisches Gefühl wäre es schon, dann offiziell hier zu leben. Irgendwie normal aber trotzdem auch erstaunlich. Ich zog erstaunt eine Augenbraue hoch, lächelte dann aber. Das hatte sie vor. Ein Date. Ich musste grinsen. Langsam wurde es wirklich schon selbstverständlich, dass Ava sogut wie immer in meiner Nähe war. Ich lächelte noch als sie mich küsste und erwiderte den Kuss zärtlich. Das zählte zu den einzigen Dingen, bei denen ich sanft und vorsichtig war. Draußen, wenn Ava nicht da war, wurde ich wieder unvorsichtig - wie man sah. Ich löste den Kuss sanft und legte meinen Zeigefinger auf ihre Lippen, während ich ihr in die Augen sah. "Heb dir das für heute Abend auf", meinte ich grinsend und gab ihr noch einen kurzen Kuss. Dann dachte ich an den Weg zu meinem Haus. Es war nicht weit und wo der Schlüssel war wusste ich auch noch.

Das war das erste richtige Mal, wo Alex mich einschuechterte und ich rote, gluehende Wangen bekam. Erstaunt ueber mich selber laechelte ich schuechtern und vorfreudig. Er zieht zu mir! Und wir haben heute ein Date zusammen! Mein Blick schweifte zu seinem nackten Oberkoerper. "So lass ich dich ganz sicher nicht raus.", sagte ich bedacht. Ich stand auf, raeumte den Tisch ab und machte die Pfanne und den Teller, sowie Gabel und Messer sauber, legte sie an ihren urspruenglichen Platz zurueck und holte dann zwei Schmerztabletten. Bei Alex angekommen hielt ich ihm diese hin und deutete gleichzeitig auf die Wasserflasche. "Ich hoffe das grenzt nicht an einer Ueberdosis. Aber wenn du zu deinem Haus und heute Abend mit mir auf ein Date willst, dann solltest du die besser nehmen. Ruh dich noch ein wenig aus, ok?" Ich reichte ihm die Tabletten, ehe ich sein rotgefaerbtes Oberteil holte und auch gleich im Badezimmer verschwand. Waesche waschen war muehselig in dieser Zeit. Ich hatte immerhin keine ueberteuerte Waschmaschine, weder Spuelmaschine. Also musste ich es selber machen, hatte dazu eine kleine Wanne und so ein Teil womit ich den Dreck aus dem Stoff reiben konnte. Ich zog meine Aermel hoch, lies Wasser in die kleine Wanne und Waschpullver, vermischte das Ganze sorgfaeltig und tauchte dann das Oberteil ins Wasser, ehe ich versuchte das getrocknete Blut rauszubekommen. Und das brauchte so seine Zeit...

Ich folgte ihrem Blick und nickte. Die Decke war einfach nicht das beste Oberteil. Ich sah ihr dabie zu wie sie den Tisch abräumte und hätte gern geholfen, um nicht tatenlos danebenzusitzen. Dummerweise wusste ich noch nicht, wo genau das Geschirr und Besteck hingehörte. Als sie mit den Schmerztabletten zu mir kam nahm ich beide in die Hand und musterte sie ruhig. Gestern drei und heute zwei? Naja, ob es eine Überdosis war würde sich dann noch zeigen. Aber das musste schon hinhauen. Ich sollte ja vorsichtig bleiben, nicht wahr? Schmunzelnd nahm ich die Wasserflasche, legte die Tabletten auf die Zunge und schluckte sie beim nächsten Schluck herunter. Dann stellte ich die Flasche wieder weg und sah Ava hinterher. Sie kümmerte sich wirklich so gut um mich. Und arrangierte es auch noch, dass ich bei ihr einzog und wir heute ein Date hatten. Keine Ahnung, ob ich je auf einem gewesen war. Ich nahm mir vor, ihr irgendetwas Gutes zu tun um zu zeigen, wie nett ich das von ihr fand. Ich legte mich innerlich seufzend wieder hin. Das war der Nachteil. Mit dieser dä.mlichen Wunde konnte ich nicht so viel unternehmen... Kämpfen und das Ganze fiel zumindest aus. Wie schnell Ava wohl fertig wurde? Nachher bekam sie die ganze Arbeit ab... Das wollte ich nicht. Im Moment in meinem Zustand konnte ich wohl nicht viel dran ändern - aber wenn es wieder einigermaßen verheilt war würde ich ihr helfen sogut es ging. Jetzt hieß es eben warten.

Mit einem leisen seufzen stellte ich fest, dass man das Oberteil nicht mehr wirklich retten konnte. Den Blut löste sich nicht so einfach aus der Kleidung. Das Gröbste bekam ich raus, allerdings würde ihm nicht empfehlen, damit weitere Tage rumzulaufen. Ich wringte das Oberteil aus und ging auf die Veranda, wo ich es aufhing. Dann wieder rüber zum Bad, wobei ich kurz zu Alex sah. Ich räumte alles weg, wusch meine Hände und kam wieder zu Alex aufs Sofa. Müde lies ich mich drauf fallen und sah zu ihm. "Muss noch trocknen.", antwortete ich auf eine unausgesprochene Frage. Dabei fiel mir ein, dass Alex gesagt hatte, dass er den Viral gekannt hatte. Ich glaubte eher weniger daran, dass es Xavier war. Und noch weniger glaubte ich daran, dass Alex mich anlügen würde. "Weißt du wie er hieß? - Der Viral, der dich angeschossen hat meine ich. Du meintest, du hast ihn schon gekannt."

Ich sah Ava schief an und nickte. Ja, ich hatte ihn bereits gekannt. "Ich hab ihn jetzt schon dreimal gesehen... In derselben Nacht, in der ich dich kennengelernt habe habe ich mit ihm die Kampfbedingungen ausgehandelt - erinnerst du dich noch? Später war es der, der diese Viral abgezogen hat als sie dich und Xavier im Gespräch gestört hat. Und dann letzte Nacht nochmal... Ich hab mitbekommen, dass er Hunter heißt. Wieso?" Ich sah sie fragend an während mir der Gedanke an die Nacht, in der wir bei Xavier gewesen waren, ein mulmiges Gefühl bereitete. Es war nicht, dass sie sich geküsst hatten. Stattdessen bereitete es mir immer noch Sorgen, dass Xavier durchaus Rachegedanken hegen könnte. Zumindest seine Viralhälfte.

Ja, daran erinnerte ich mich noch genau. Ich hatte ihm damals das erste Mal mein Brot angeboten und er hatte mir die Hälfte zurück gegeben. Damals hatten wir auch darüber geredet, dass wir uns nicht voneinander verabschieden wollten. Das war nicht mal eine Woche her und doch kam es mir länger vor. Dann erinnerte ich mich auch daran, wie dieser Viral aus dem Schatten getraten war und die Diskussion zwischen mir und dem Weib beendet hatte - ein Glück. Ich wiegte den Kopf hin und her. Hunter also. "Und er hat dich davor nicht angegriffen? Keiner von Beiden?", fragte ich neugierig und musste tief nachdenken. Entweder lag es daran, dass ich Xavier ... mochte und mich deshalb mehr für die Virale einsetzte. Ich meine, was gibt es für einen Grund sie zu töten, wenn sie bisher noch niemandem geschadet hatten? Alex sagte, dass er den Freund von ihm angeschossen hatte. Es war also nur sowas wie ein Rachezug gewesen. Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper und kaute auf meiner Unterlippe herum. "Meinst du nicht... das Virale auch gute Virale sein können? Ich meine..." Ich setzte mich aufrecht und sah ihm tief und ernst in die Augen. "Vielleicht gibt es ja sowas wie Hoffnung für sie. Vielleicht können sie sich ändern. Vielleicht können sie ihren Blutdurst kontrollieren. Xavier hat mich auch nicht angerührt. Und wir waren von so vielen Viralen umgeben und keiner hat uns angegriffen. Findest du das nicht merkwürdig?"