Desto mehr er erzaehlte, desto unglaubwuerdiger schaute ich. "Das ist echt verrueckt. Sie scheinen ja doch noch etwas menschlich zu sein.", lachte ich leise auf. "Vielleicht triffst du ja wieder auf denn, hoechstwahrscheinlich.", murmelte ich und war dann dran. Im Austausch zu meinem Amulett bekam ich zwei Broetchen und etwas Geld, dass ich wohl heute Abend noch gebrauchen koennte. Wir entfernten uns wieder von der Schlange und ich steuerte auf die Bank von vorhin zu. Ich setzte mich rauf und setzte einen meiner Fueße ebenfalls auf die Bank, winkelte mein Bein an meinen Koerper und hielt ihm das zweite Broetchen hin. "Wer stark sein will, isst alles auf!", taddelte ich und sah ihn mit ernsten Augen an, damit er nicht aus Hoeflichkeit nur das halbe Brot nahm. Nein, er sollte das ganze nehmen.

Ich schmunzelte. "Ja, irgendwie laufen einem immer die gleichen Virals über den Weg - bis ich sie dann doch erwische" Ich lief mit ihr zur Bank zurück, nahm grinsend das Brötchen und setzte mich neben ihr auf die Bank. "Dann iss was", gab ich gespielt tadelnd zurück und grinste ironisch. Ich überlegte ernsthaft, ihr sogar mehr als die Hälfte wieder zurückzugeben aber ihr Blick sagte alles. "Um genau zu sein schätze ich, du brauchst das Essen mehr als ich. Immerhin warst du gestern erschöpfter als ich" Ich grinste.

Ich nahm einen Bissen vom zweiten Broetchen und lehnte mich auf der Bank zurueck, setzte auch meinen zweiten Fuß drauf, dass jetzt beide Beine angewinkelt an meinem Koerper lehnten. Als ich runter schluckte, sah ich Alex wieder an. "Ich bin ja auch eine Frau.", sagte ich und grinste leicht. "Da ist das gar nicht so ungewoehnlich, dass ich muede werde.", murmelte ich und musterte den jungen Mann kurz. "Wie alt bist du eigentlich?", fragte ich neugierig und schlsng meine Arme um meine Beine, nahm noch einen Bissen von meinem Broetchen.

Seufzend biss ich in das Brötchen. Sie wollte es anscheinend nicht zurück. Dann sah ich sie schief an und zog den Hut vorn weiter runter damit er hinten nicht an die Lehne anstieß. "Wenn du das sagst", erwiderte ich grinsend. "Aber jetzt scheinst du ja nicht mehr müde zu sein" Als sie dass mit dem Alter fragte hatte ich Schwierigkeiten zu antworten. Ich überlegte stirnrunzelnd. "Schätzungsweise 21. Ein, zwei Jahre hin oder her" Da war es dann doch etwas unpraktisch, wenn man sich an nichts davor erinnerte. Ich sah sie fragend an. "Und du?" Ich biss nochmal, eher zögernd in das Brötchen. Ich wollte sie eigentlich nicht ausnutzen. Jetzt hatte sie schon meine Wunde verbunden und mir etwas zu Essen abgegeben.

Ich zog die Augenbraue hoch. "Schaetzungsweise?", ich musste leise lachen. Nagut, wer zaehlt seine Geburtstage schon richtig nach? "Ich bin 18.", murmelte ich. Es war schon recht lange her, dass mein Bruder gestorben war. Seufzend sah ich auf den Gehweg und schluckte den Bissen eher wiederwilig runter. Da ich nicht darueber nachdenken wollte, versuchte ich wieder mehr von Alex zu erfahren. "Und du bist die ganze Zeit alleine gewesen?", fragte ich weiter.

Ich lächelte. "Ja, schätzungsweise. Ich kann mich nichtmal daran erinnern, wann mein Geburtstag ist" Ich sah sie wieder schief an und grinste. Weiter hinten in meinem Leben war dieses Blackout... Und danach hatte ich mich nicht wirklich um meinen Geburtstag oder mein Alter gekümmert. Auch nicht um Verwandte. Falls ich welche gehabt hätte hätten sie mich sicher erkannt, das hieß die waren bestimmt alle Virals oder tot. Ich lehnte meine Kopf zurück und schloss die Augen. Ich dachte die letzten paar Jahre durch, die meine einzige Erinnerung an Vergangenes waren. "Ja. Ich wollte niemanden auf die Viraljagd mitnehmen. Nachher schloss ich den Menschen noch ins Herz und dank dem verdammten Schicksal wäre er bestimmt beim nächsten Kampf getötet worden" Ich hielt die Augen geschlossen. Bei Ava konnte ich es jetzt nicht mehr umgehen. Ich hatte sie bereits ins Herz geschlossen... Dann musste ich wenigstens aufpassen, dass keine Virals in ihre Nähe kamen. Ich hatte schlechte Erfahrung mit dem Schicksal. Obwohl das Blackout auch sein Gutes hatte - falls damals etwas Schlimmes passiert war erinnerte ich mich nicht daran.

Ich keuchte leise, als er das sagte. Er hatte Recht. Er hatte so Recht. "So gehts mir auch.", murmelte ich und biss mir kurz auf die Unterlippe. "Ich hab meinen Bruder verloren. Seit dem... lasse ich niemanden mehr an mich ran." Nur ihn. Er war irgendwie anders. Wahrscheinlich war sein Auftreten am falschen Ort zur falschen Zeit gewesen. "Eigentlich verhalte ich mich anders.", murmelte ich und legte mein Kopf auf meine Knie, strich meine Haare zurueck. Dann sah ich wieder zu ihm und laechelte schwach. "Wenn man jemanden ins Herz geschlossen hat, sollte man fruehzeitig Abschied nehmen. Sonst ist der Schicksahlsschlag so dreist und nimmt dir einfach den Menschen, ohne das du dich richtig verabschieden konntest.", ein Laecheln durchzog meine Lippen und ich schloss ebenfalls kurz meine Augen, um meine Traenen zu unterdruecken. Alex konnte Gefuehle jetzt sicher schlecht gebrauchen. Und ich hatte auch keine Ahnung, warum ich mich ihm gegenueber so oeffnete.

Ich spürte selbst mit geschlossenen Augen, wie sehr sie meine Worte trafen. Als sie ihren Bruder erwähnte schlug ich die Augen auf und sah sie einfach nur an. Gut, jetzt dankte ich dem Schicksal. Danke daran, dass ich mich nicht mehr daran erinnerte wie meine Eltern gestorben waren. Danke, dass ich nicht wusste ob ich je Freunde gehabt hatte die umgebracht oder infiziert worden waren... Trotzdem würde ich es gerne wissen. Es brach mir genauso das Herz, es nicht zu wissen, wie es zu wissen. Ich sah mit leeren Augen vor mich auf den Boden. Ich hatte seit meinem Blackout versucht, jegliche Gefühle abzuschirmen. Ava war bis jetzt die einzige, die es durch diesen Schild hindurch geschafft hatte. "Ich will mich aber noch nicht von dir verabschieden müssen", murmelte ich leise aber bestimmt. Ich sah sie mit einem fast schon traurigen Blick an. Wenn das Schicksal dum.m genug war um mir Ava zu nehmen, würde ich es hassen.

Ueberrascht und mit leicht roten Wangen sah ich ihn an. Aber sein Blick war ernst zu nehmen und ich musste sanft laecheln. "Noch nicht.", sagte ich und deutete auf sein angebissenes Broetchen. "Erst Mal musst du Staerke dafuer sammeln.", kicherte ich, wurde aber schnell wieder ernst. "Ich will mich auch nicht von dir verabschieden.", murmelte ich mit den Blick auf den Gehweg gerichtet. Schuechtern sah ich auf, laechelte ihn sanft an. "Ich bin dir draußen wahrscheinlich nur mehr 'ne Klette, als 'ne Hilfe.", nurmelte ich. Wobei der Gedanke daran, dass er ja ab und zu hier her kommen koennte, gar nicht so schlecht war. Doch dann durchfuhr mich ein leichtes Zucken; als ich daran dachte, wenn er irgendwann vielleicht nicht wieder kommen wuerde. Allein der Gedanke war schlimm genug. Hin und her gerissen sah ich ihm in die Augen.

Ich musterte das Brötchen skeptisch. Dann riss ich es in der Mitte auseinander und gab ihr die Hälfte wieder. Die angebissene behielt ich. "Ich fühl mich schon die ganze Zeit als würde ich Schnorren", ich lächelte leicht und aß das letzte Stück Brötchen. Dann dachte ich über ihre Worte nach. Eine Klette? Das ließ sich herausfinden... Nur dass ich dann dem Schicksal mehr Chancen gab, sie mir zu nehmen. Ich erwiderte ihren Blick unentschlossen. "Das ist jetzt irgendwie unpraktisch", ich lächelte wieder etwas. "Zum einen hab ich dich im Auge, wenn du mitkommen würdest - zum anderen... Kann ich nicht immer aufpassen, dass du von keinem Viral erwischt wirst" Ich fegte die letzten Krümel aus meiner Kleidung und sah seufzend zum Himmel.

"Naja, ich bin nicht komplett wehrlos.", sagte ich und lies das Stueck Brot in die Tuete fallen. "Sonst haette ich es ja wohl kaum geschafft meinen kleinen Bruder allein durchzukriegen.", sagte ich ernst und sah ihn an. "Du hast die Wahl.", sagte ich grinsend. Wir koennten es ja probieren. Vielleicht ist es auch gar nicht so schlecht, wenn ich mitkomme. Ich hatte hier eh nichts, was mich haelt. Und jeden Tag in meiner Huette zu gammeln, wollte ich auch nicht. "Wenns nicht klappt, dann setzt du mich hier wieder ab und kommst paar Mal vorbei. Und wenn ich frueh sterbe, dann wird es nicht so schlimm sein."

Ich grinste. "Ne, komplett wehrlos sicher nicht. Sonst wärst du schon tot gewesen als ich gestern gekommen bin" Ich sah sie nachdenklich an. Das mit ihrem Bruder musste eine harte Zeit gewesen sein... "Na, gut", seufzte ich und stand auf. Dann drehte ich mich zu ihr und lächelte. "Wir versuchen es bevor du mir hier vor Langeweile stirbst... Wie viele Waffen hast du?" Ich musterte sie prüfend. Desto mehr Waffen, desto besser.

Grinsend stand ich auf und holte die zwei Messer raus, die ich immer bei mir trug. "Wenn wir kurz zu mir nach Hause gehen, kann ich den Rest holen.", sagte ich und ging schon in die Richtung, waehrend ich ueber die Schulter schaute und ihn angrinste. Ich hoffte, dass nichts schlimmes passieren wuerde, wenn wir jetzt los gehen. Und irgendwie wollte ich mich auch vor ihm beweisen. Das von gestern zaehlte nicht, immerhin hatte man mir einen fiesen Trick gestellt, auf denn ich wohl noch paar weitere Male reinfallen wuerde. Aber wenn es um meinen Bruder ging, werde ich zu sensibel, als mir lieb war. "Du bist zu langsam!", rief ich ueber die Schulter hinweg und lief langsam los, fragte mich ob er sich auf ein kleines spielerisches Jagdspiel einlassen wuerde.

Ich neigte belustigt den Kopf zur Seite und rannte in großen Schritten zu ihr und tippte sie an der Schulter an. "Dein Ernst? Ich und langsam?", witzelte ich grinsend und sah nach vorn. Mal sehen, was sie noch so für Waffen hatte. Ich würde meine nie ablegen... Keine einzige. Deswegen war ich wohl mobiler Waffenladen - nur dass ich nichts verkaufte. Mit einem Lächeln auf den Lippen wartete ich vor ihrem Haus bis sie wiederkam.

Ich streckte ihm noch frech meine Zunge entgegen, ehe ich ins Haus trat. In aller Schnelle zog ich mich um, nahm meine Schusswaffe, meine zwei Messer und zwei Taschenlampen, außerdem die Menge Munition die ich letzte Nacht gefunden hatte und kramte noch etwas weiter herum, bis ich auf zwei weitere Wurfmesser fand. Nicht zu vergessen eine kleine Dose Desinfiktionsmittel, Taschentuecher und Feuerzug. Jetzt war ich voll. Eigentlich waere es besser einen Rucksack mitzunehmen, aber ich mochte Taschen nicht. Vor allem weil ich sie so schnell verlor. Zuletzt trank ich noch ordentlich was und kam dann zurueck, ehe ich die Tuer sicher schloss und Alex neugierigen Blick sah. "Mach dir nicht zu viele Hoffnungen. Aufm Weg find ich schon noch bessere Waffen.", sagte ich und meistens hatte ich auch Recht. Denn 50% der Leichen trugen unbenutzte Waffen mit sich, die ich dann immer an mich nahm.

Ich grinste als sie wiederkam. "Stimmt... Ich weiß gar nicht mehr, woher ich meine Waffen habe" Ich lief mit ihr los zum Schlupfloch und kroch hindurch. Auf der anderen Seite wartete ich auf sie und lief dann mit ihr Richtung Stadt. "Du warst noch nie auf Viralsuche, oder?", fragte ich interessiert und ließ meinen Blick wachsam über die Schattenplätze schweifen. Ich legte die rechte Hand schonmal auf den Griff meiner Pistole um zur Not sofort schießen zu können.

"Auf Suche wohl eher weniger. Sie kommen ja ganz von allein.", sagte ich laechelnd, schaute mich ebenfalls wachsam um. Oman, ich haette nie gedacht, dass ich freiwilig auf Viralsuche ging. Ich war wohl wirklich anders in seiner Anwesenheit. Ich musste immer noch leicht laecheln. "Haben wir ein bestimmtes Ziel? Beziehungsweise einen bestimmten Ort?", fragte ich und folgte ihm einfach. Er war deutlich erfahrener als ich und wusste was er tat, ich wuerde mich ihm einfach nur anpassen.

"Tagsüber eher nicht", sagte ich schmunzelnd und suchte nach frischen Blutspuren oder anderen Dingen, die neuliche Viralaktivitäten zeigten. Plötzlich rasselte weiter vorn ein Rolladen herunter. "Da", zischte ich grinsend und schlich mich an. Es war 100%tig ein Viral - oder mehrere...Zumindest konnte sich hier kein Mensch aufhalten, 'dank' den ganzen Virals. Ich zog die Pistole und suchte nach einem Eingang. "Okay, leise sein..."

Ich folgte ihm leise und hielt mich hinter ihm, waehrend ich langsam und leise meine eigene Pistole umschloss. Kurz lies ich meinen Blick ueber das Haus schweifen. Die Fenster waren von den Rolladen abgedeckt und ich schmunzelte leicht, bis wir auf die Haustuer stießen. Ich bezweifelte nur, dass wir die so einfach und lautlos aufbekamen. Hoffentlich waren nicht zu viele Viralen in dem Haus.

Ich blieb vor der Tür stehen und sah am Haus nach oben. Es gab keine unmögliche Aufgabe auf dieser Welt, da war ich mir sicher. Ich sah zu Ava. "Schau mal ob irgendwo ein Fenster offen ist oder es ein Schlupfloch gibt", trug ich ihr erstmal auf. Sie konnte das bestimmt gut - immerhin hatte sie ein Schlupfloch in der Mauer entdeckt und ich nicht.